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Gründung der Internationalen Vereinigung der Freunde des CeDInCI

Wir, die Unterzeichner dieser Schrift, Sozialwissenschaftler aus verschiedenen Ländern rund um den Erdball, sind die ersten Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Freunde des CeDInCI, die im März 2024 ins Leben gerufen wurde.

Ziel unserer Vereinigung ist es, die Arbeit des CeDInCI zu unterstützen, in einer Zeit, in der sein Fortbestand durch die aggressive Politik der neuen argentinischen Regierung gefährdet ist.

Das „Zentrum zur Dokumentation und Erforschung der Kultur der linken Bewegungen“ (CeDInCI – Centro de Documentatión e Investigación de la Cultura de Izquierdas) ist ein gemeinnütziger Verein, der im April 1998 in Buenos Aires gegründet wurde. Sein vorrangiges Ziel ist die Bewahrung des kulturellen Erbes der Linken und der sozialen Bewegungen Lateinamerikas. In den 26 Jahren seines Bestehens ist es ihm gelungen, vollständige Sammlungen der wichtigsten Publikationen von politischen und kulturellen Organisationen, von Gewerkschaften, Studentenvereinigungen, Menschenrechts- und Frauenorganisationen und Organisationen zur Verteidigung der sexuellen Dissidenz anzulegen. Es hat sich im Lauf der Zeit zum wichtigsten Referenzzentrum für die Erforschung der linken Bewegungen entwickelt, nicht nur in Argentinien sondern in der gesamten Region.

Derzeit beherbergt das Zeitungsarchiv des CeDInCI 10.000 Sammlungen von Periodika, seine Bibliothek verfügt über geschätzte 160.000 Bände, in seinem Archiv lagern 165 private Bestände von Aktivisten und Intellektuellen, 2.000 politische Anstecker, 2.500 Plakate, 6.000 Fotografien, 300 antike Schallplatten und 40.000 Flugblätter. Außerdem besitzt es etwa hundert Originalkunstwerke von renommierten Künstlern auf dem Gebiet der Plastik.

Im CeDInCI arbeiten Wissenschaftler an Forschungsprojekten, die von argentinischen und ausländischen Organisationen gefördert werden: zehn Nachwuchsforschende des Conicet (Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas, Nationaler Rat für wissenschaftliche und technische Forschung) und weitere zehn Stipendiaten, die ihr Doktoratsstudium absolvieren oder als Postdoc forschen.

Seine digitalen Ressourcen – das lateinamerikanische Zeitschriftenportal AméricaLee und das Diccionario biográfico de las Izquierdas Latinoamericanas (Biographisches Wörterbuch der lateinamerikanischen Linken) -,die Webseite Sexo y Revolución (Sexualität und Revolution) und die Imagoteca werden von Forschern, Journalisten, Erziehern und der breiten Öffentlichkeit ausgiebig genutzt.

In den Räumlichkeiten des CeDInCI halten sich jährlich um die 2.000 Leserinnen und Leser auf, wovon ein hoher Prozentsatz auf Stipendiaten europäischer und amerikanischer Universitäten entfällt.

Das CeDInCI hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Seine Colección de Prensa Obrera del Cono Sur 1863-1973 (Sammlung der Arbeiterpresse des Südkegels 1863-1973) wurde 2015 von der UNESCO zum „Weltdokumentenerbe Lateinamerikas und der Karibik“ erklärt. Im September 2018 bekam es eine Verdiensturkunde von der Konex-Stiftung, mit der es als eine der „fünf besten Institutionen des letzten Jahrzehnts“ geehrt wurde. Im April 2022 konnte es dank der Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung endlich seinen Sitz im Zentrum von Buenos Aires beziehen.


Trotz dieser Anerkennung auf nationaler und internationaler Ebene ist die Existenz des CeDInCI massiv bedroht vom Orkan neoliberaler, ultraliberaler und reaktionärer Politik, der dieser Tage über Argentinien hinwegfegt. Das Zentrum, für dessen Erhaltung wir kämpfen, entstand im Zeichen eines Engagements, das es sich zur Aufgabe gesetzt hat, das verstreute und privatisierte Erbe der zahlreichen sozialen Bewegungen in ein gemeinsames Erbe umzuwandeln. Es soll der Allgemeinheit in einem kollektiven Raum zur Verfügung stehen undsowohl vor Ort als auch virtuellzugänglich sein. Aber wie wir wissen, ist der Neoliberalismus ein allumfassendes System der Aneignung nicht nur der natürlichen Ressourcen eines Landes, sondern vor allem der sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen des Gemeinschaftslebens. Die neoliberale Regierung lehnt nicht nur jede Form der Regulierung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene ab, sondern grundsätzlich jede Form der sozialen Regulierung, jeden Entscheidungsfindungsprozess, mithilfe dessen eine Gesellschaftsgruppe selbst über ihr Schicksal bestimmen will. Elementare Formen sozialen Handelns wie die Vergemeinschaftung des kulturellen Erbes (Volksbibliothek) oder die Gemeinschaftsverwaltung der Grundnahrungsmittel (Suppenküche) erscheinen heute als Hindernisse, die sich dem erklärten Ziel in den Weg stellen: der Formierung einer atomisierten Gesellschaft bestehend aus besitzgierigen, rivalisierenden Individuen, die dem blinden Spiel des freien Marktes überlassen sind. Es handelt sich um nichts anderes als die lokale Version der globalen Expansion der extremen Rechten, die überall auf der Welt Demokratien unter Druck setzt.

In diesem Zusammenhang und wenige Tage vor der Feier seines 26-jährigen Bestehens sieht sich das CeDInCI mit einem Anstieg der Wohnkosten bei gleichzeitiger drastischer Reduzierung der finanziellen Mittel und des Personals konfrontiert. Durch die brutale Anpassungspolitik der nationalen Regierung entfiel auch die bescheidene Subvention, die es wie viele andere wissenschaftliche Institutionen des Landes bisher vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie erhalten hat. Gleichzeitig sind die Aufwendungen für kommunale Abgaben und für die Erbringung der Dienstleistungen, die dem Zentrum obliegen, exponentiell gestiegen.

Auf dem Spiel steht somit das Überleben des größten kulturellen und politischen Archivs der Linken in Lateinamerika, dessen Mission es ist, das Erbe der oppositionellen, revolutionären, progressiven und feministischen Bewegungen unseres Kontinents zu bewahren.

Wir appellieren an all jene, die das CeDInCI und sein 26-jähriges Wirken wertschätzen, es durch einen freiwilligen monatlichen Beitrag von 10 Euro/Dollar oder durch einen Jahresbeitrag von 100 Euro/Dollar zu unterstützen. Zahlungen können über den nachstehenden Link erfolgen:

cedinci.org/dona-cedinci/


Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit und wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese Nachricht an alle Kontakte weiterleiten würden, die sich für den Schutz des als Gemeinwohl verstandenen kulturellen Erbes einsetzen.

Erste Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Freunde des CeDInCI: Enzo Traverso (Cornell University), Peter Burke (University of Cambridge), Silvia Federici (State University of New York at Buffalo), Jean-Yves Mollier (professeur émérite, Université de Versailles-Saint-Quentin-en-Yvelines), Pablo Yankelevich (El Colegio de México), Daniel James (Indiana University), Bruno Groppo (Université de París I Panthéon Sorbonne / Università di Padova), Pierre Salama (professeur émérite des universités Sorbonne Paris Nord), Ulrich Brand (Universität Wien), Hanno Ehrlicher (Universität Tübingen), Arturo Taracena (UNAM-Mérida, México), Gerardo Caetano (Universidad de la República), Axel Gasquet (Université Clermont Auvergne – CNRS), Marcelo Ridenti (Unicamp), Roberto Massari (Massari editore, red Utopia Rossa), Liliana Weinberg (Universidad Nacional Autónoma de México), Cecily Marcus (University of Minnesota), Dardo Scavino (Universidad de Versailles Saint Quentin en Yvelines/Universidad de Pau y de los Países del Adour) Claudio Batalha (Unicamp), Constance Bantman (University of Surrey), Marcel van der Linden (International Institute of Social History, Amsterdam), Oscar Cismondi (internationaler Berater, ehemaliger FAO), Julián Casanova (Universidad de Zaragoza), Klaus Meshkat (Leibniz Universität Hannover), Sandra McGee Deutsch (University of Texas at El Paso), Rafael Mondragón (UNAM), Daniel Goldin (Jardin Lac, México), Mara Lamadrid (México), Javier Pérez Iglesias (Universidad Complutense de Madrid), Cristina Moyano Barahona (Decana Facultad de Humanidades Universidad de Santiago de Chile), Maria Cecilia Zuleta (Colegio de México), Daniel Balderston (University of Pittsburgh), Gabriela Nouzeilles (University of Princeton), Aimer Granados (El Colegio de México), Igor Goicovich Donoso (Universidad de Santiago de Chile), Jeremy Adelman (University of Cambridge), Sergio Grez Toso (Universidad de Chile), Jan Philippe Decraen (UN-Berater), Pablo Glikman (Sapienza Università di Roma)…